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So war's damals

Die Bleischter Kerb gibt es schon seit langer, langer Zeit. Zum wievielten Male sie bisher gefeiert wurde, kann niemand genau sagen. In manchen Jahren fiel sie auch aus, insbesondere in Not- und Kriegszeiten. Doch sie wurde stets innerhalb unseres Dorfes gefeiert, so zwischen der Dorfgasse und dem Hahner Weg. Allerdings fand die Kerb damals zu einem späteren Zeitpunkt statt. Noch in den 50er Jahren wurde sie am 3. Wochenende im September gefeiert und es gab etwa eine Woche später auch noch eine Nachkerb.

Schon einige Wochen vorher schloss sich die männliche und weibliche Dorfjugend zu einer Kerbegesellschaft zusammen. Die Kerbeborsch und Kerbemeedcher wählten aus ihrer Mitte den Kerbevadder. Zur Kerbetradition gehörte das Aufstellen des Kerbebaumes vor den jeweiligen Gasthäusern. Auch der Kerbetanz in den Sälen der Gasthäuser “Zur Krone”, “Turnerheim” und “Stadt Wiesbaden” gehörte dazu, sowie die Verlosung des Kerbehammels. Natürlich gehörte zur Kerb auch der beliebte “Quetschekuche”, den die Bleischter Hausfrauen “quadratmeterweise” anfertigten und anschließend bei den Dorfbäckern backen ließen. Die Kerb war das größte Ereignis im damaligen Dorfalltag.

Um 1960 - Verlegung an den Waldrand

In den 60er Jahren verlegten die Gemeindeväter die Kerb auf den neu angelegten Festplatz am Waldrand am Ende der Theodor-Heuss-Straße. Dies geschah in guter Absicht, insbesondere aus Platzgründen. Doch schon bald merkte man, dass dies eine Fehlentscheidung war. Das Interesse an der Kerb schwand zusehends. Von da an gab es weder eine Kerbegesellschaft noch einen Kerbevadder. Nur noch wenige Bleischter und Gäste von außerhalb fanden den Weg dorthin, obwohl es dort auch etliche Buden, Stände und Fahrgeschäfte gab. Es soll sogar Dorfbewohner gegeben haben, die von der Kerb gar nichts mitbekamen. Tatsache war, dass der abgelegene Platz von vielen nicht angenommen wurde. Es fehlte die dörfliche Umgebung und das richtige “Kerbe-Milljöh”. Das Interesse an dem alten Dorffest ging nach und nach verloren. Um die Bleischter Kerb vor dem völligen Aus zu retten, musste unbedingt etwas geschehen. Und da gab es nur Eins: Zurück ins Dorf!

1980 - Die Rückkehr ins Dorf

Bereits seit dem Jahre 1978 gab es seitens des Vereinsrings Bleidenstadt unter Vorsitz von Kurt Klunkert Bestrebungen, die Kerb wieder in die Dorfmitte zu verlegen. Doch das war leichter gesagt als getan. Da mussten erhebliche Widerstände und Hürden überwunden werden. Dank der unermüdlichen Bemühungen der Vereinsring-Mitglieder Willy Freund und Klaus Emmel, konnte dieses Vorhaben schließlich in die Tat umgesetzt werden. Bereits im Jahre 1980, und zwar in der Zeit vom 23. - 25. August, konnte die Bleischter Kerb wieder mitten im Dorf gefeiert werden. Endlich! Ein Glücksfall für alle Bleischter Kerbefreunde. Der Erfolg stellte sich auch sofort ein. Einige Tausend Besucher drängten sich im alten Ortskern, von der Adolfstraße über das heutige “Bleischter Eck” und die Dorfgasse bis zur Stiftstraße. Etwa 50 Buden, Stände und Fahrgeschäfte waren aufgebaut. Überall herrschte fröhliches Kerbetreiben in altvertrauter Umgebung.

Die Kerbe-Eröffnung fand damals im Schulhof in der Adolfstraße statt. Zum Auftakt spielte die Hessische Polizeikapelle. Die Organisation und Durchführung der “ersten” Bleischter Kerb lag in den Händen der bereits erwähnten Alt-Bleischter Klaus Emmel und Willy Freund. Freund nahm auch die offizielle Begrüßung der Kerbe-Besucher und Ehrengäste vor.

Der “erste” Kerbevadder, Bürgermeister Dr. Peter Nikolaus, erwies sich als gutes Zugpferd beim Neuanfang der Bleischter Kerb. Gleich zwei große Holzfässer (à 100 Liter) gefüllt mit herzhaftem Dunkelbier hatte er für die Kerbe-Eröffnung bereitgestellt. Nach dem Verlesen des kurz gehaltenen Kerbespruchs erfolgte dann der ersehnte Bieranstich. Ein Schlag mit dem Hammer - und schon floss das Bier. Allerdings nicht ins Glas, sondern über den verdutzten Kerbevadder. In weiser Voraussicht hatte dieser jedoch seinen Frack mit einer weißen Schürze abgesichert. Seine beiden Assistenten bedachte er wegen der Bier-Dusche mit dem ärgerlichen Zuruf: “Ihr Dollbohrer”! - Auf das schadenfrohe Gelächter ringsum reagierte der Mann mit dem Zylinder jedoch würdevoll und gelassen.

Im Jahr 1982 wurde eine Vereinbarung zwischen dem Vereinsring Taunusstein-Bleidenstadt und der katholischen Pfarrgemeinde St. Ferrutius abgeschlossen. Es wurde der Arbeitskreis Bleischter Kerb gegründet, der paritätisch mit jeweils 3 Mitgliedern des Vereinsrings und der katholischen Pfarrgemeinde besetzt ist und die Ausrichtung der Kerb organisiert. Seitdem findet die Kerbeeröffnung im Stiftshof statt. Inzwischen hat sich die Bleischter Kerb zu einem der größten Volksfeste in unserer Gegend entwickelt. Sie ist ein beliebter Treffpunkt für viele Besucher aus Nah und Fern.

2004 - Das 25jährige Jubiläum

Im Jahr 2004 gab es etwas besonderes zu feiern: Den 25. Geburtstag der Bleischter Kerb. Genauer gesagt: Unsere Kerb wurde zum 25. mal wieder im alten Ortskern gefeiert. Neben einem Konzert der Gruppe Chantal in der katholischen Kirche St. Ferrutius, bot die Bleischter Kerb zum Jubiläum einige Sonderaktionen wie Kerbegläser und Kerbe-Shirts. Bürgermeister Michael Hofnagel ließ es sich nicht nehmen, der Jubiläumskerb als souveräner Kerbevadder vorzustehen.

2005 - Kerb mit Novum

Zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte stand der Bleischter Kerb in den Jahren 2005-2007 eine Frau als Repräsentantin vor. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Heidrun Scheibel ging für die katholische Pfarrgemeinde ins Rennen. Hatte die Nominierung einer weiblichen Repräsentantin im Vorfeld doch zu erheblichen Diskussionen, im Besonderen unter den männlichen Kerbeaktiven gesorgt, fand die Amtszeit der Kerbemudder doch die breite Unterstützung und Akzeptanz aller Kerbebesucher und -organisatoren.

2014 - Verlegung in den Hopfengarten

Nachdem in den vergangenen Jahren im bisherigen Kerbereich (Stiftstraße, Schulstraße, Bleischter Eck) immer größere Lücken entstanden, welche nicht mehr mit neuen Standbetreibern geschlossen werden konnten, beschloss der AK Kerb in Abstimmung mit den beteiligten Vereinen eine Verkleinerung des Kerbegeländes.

Seit 2014 findet die Bleischter Kerb neben dem traditionellen Standort im Stiftshof in der direkt angrenzenden Straße Am Hopfengarten statt. Mit der deutlichen Verkleinerung des Kerbebereiches konnte wieder ein geschlossenes Gesamtbild der Kerb erzeugt werden, das mit dem Feuerwehrhof als zentralem Anlaufpunkt mit den Ständen der BCG und Feuerwehr sowie dem Stand des TSV entlang des oberen Hopfengartens zum Verweilen und Feiern auf unserem Bleischter Volksfest einlädt.